Idealtypischer Konjunkturzyklus

Jede Volkswirtschaft strebt ein stetiges Wirtschaftswachstum an. Das Wirtschaftswachstum wird am Bruttoinlandsprodukt gemessen und regelmäßig beobachtet. Bei der Entwicklung von Volkswirtschaften fällt jedoch auf, dass kein dauerhafter Anstieg des Bruttoinlandsprodukts möglich ist. Das liegt daran, dass eine Volkswirtschaft in verschiedenen Abständen einen sogenannten Konjunkturzyklus durchläuft.

4 Phasen des idealtypischen Konjunkturzyklus

Ein idealtypischer Konjunkturzyklus beschreibt die vier Konjunkturphasen, die eine Volkswirtschaft in der Regel durchläuft. Die einzelnen Phasen geben Auskunft darüber, in welcher Situation sich eine Wirtschaft befindet. Es gibt für jede Phase sogenannte Früh- und Spätindikatoren. Außerdem wirken sich die Phasen unmittelbar auf Aktienkurse, Zinssätze und die Beschäftigungszahlen einer Volkswirtschaft aus. In jeder Phase herrscht eine unterschiedliche Einschätzung über die weitere Entwicklung in der Volkswirtschaft.

Die vier Phasen sind Aufschwung, Boom, Rezession und Depression. Nachfolgend werden diese vier Phasen mit ihren Merkmalen und Ausprägungen näher erläutert.

Aufschwung

Jeder Konjunkturzyklus beginnt mit dem Aufschwung. Zu Beginn des Aufschwungs sind die Arbeitslosenzahlen in der Regel hoch, weil sich die Wirtschaft vorher in einer Depression befand. Im Rahmen des Aufschwungs sind die Aussichten und Erwartungen in einer Volkswirtschaft jedoch positiv. Der Konsum nimmt zu und auch die Unternehmen beginnen, mehr zu produzieren, weil sie mit einer steigenden Nachfrage rechnen. Die sehr niedrigen Zinssätze steigen sukzessive an. Der Zinsanstieg ist jedoch relativ gering, da ein zu starker Anstieg die positive Entwicklung verhindern würde. Die Arbeitslosenzahlen gehen im Aufschwung langsam zurück, da die Unternehmen ihre Kapazitäten wieder mehr ausschöpfen. Frühindikatoren für den Aufschwung sind steigende Aktienkurse und langsam steigende Zinsen. Nach dem Aufschwung folgt in der Regel der Boom. Es kann jedoch nicht genau bestimmt werden, wann der Aufschwung in einen Boom übergeht.

Hochkonjunktur (Boom)

Nach dem Aufschwung folgt in der Regel die Hochkonjunktur (Boom). Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass es der Volkswirtschaft sehr gut geht. Die Unternehmen haben ihre Kapazitäten voll ausgeschöpft und produzieren viele Güter. Die Erwartungshaltung ist sehr gut, so dass maximale Mengen an Gütern produziert werden. Das wirkt sich natürlich auf die Arbeitsmarktlage aus. In der Phase der Hochkonjunktur sinkt die Arbeitslosenzahl sehr stark. Im Optimalfall herrscht in einer Volkswirtschaft sogar Vollbeschäftigung. Die Löhne und Gehälter steigen in dieser Phase an. Der Anstieg kann auf die starken Unternehmensgewinne zurückgeführt werden. Arbeitnehmer möchten an den Gewinnen partizipieren und fordern starke Lohnerhöhungen. Außerdem befinden sich die Zinsen auf einem sehr hohen Niveau. Der gesamten Volkswirtschaft geht es in dieser Konjunkturphase sehr gut, was mit steigendem Wohlstand verbunden ist. Dennoch ist die Hochkonjunktur auch gleichzeitig der Wendepunkt im Konjunkturzyklus. Die Preise steigen in dieser Phase deutlich an und die Unternehmen versuchen weiter, die Gewinne zu maximieren. Die immer weiter steigende Produktion der Unternehmen führt zu einer Marktsättigung. Es folgt eine Überhitzung der Wirtschaft, welche anschließend in die Rezession führt.

Rezession

Die Rezession folgt in der Regel direkt auf die Hochkonjunktur. Auch der Übergang von der Hochkonjunktur zur Rezession kann nicht genau bestimmt werden. Eine Rezession liegt nach allgemeiner Definition dann vor, wenn das Bruttoinlandsprodukt in drei aufeinanderfolgenden Quartalen nicht wächst. Auch die Rezession hat bestimmte Merkmale, an denen sie identifiziert werden kann. Die Erwartungshaltung der Unternehmen wird in einer Rezession negativ. Die Lager sind überfüllt und die Aufträge gehen stark zurück. Der Konsum der privaten Haushalte lässt deutlich nach. Die Nachfrage ist gesättigt und ein angemessenes Lohnniveau wird erreicht. Die Zinsen werden in einer Rezession sukzessive sinken. Auch die Börsenkurse werden in dieser Phase zurückgehen. Die Börsenkurse können außerdem als Frühindikator für eine beginnende Rezession angeführt werden. Schon während der Hochkonjunktur deuten fallende Börsenkurse auf eine Rezession hin. Der Grund dafür ist, dass die Börsenkurse die Erwartungshaltung der Anleger über die zukünftige Entwicklung der Unternehmen spiegeln. Während der Rezession steigen außerdem Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit.

Depression

Der Rezession einer Volkswirtschaft folgt im Normalfall die Depression. Die Wirtschaft befindet sich in einer schlechten Situation, welche durch verschiedene Dinge gekennzeichnet ist. In der Regel sind die Zinsen auf sehr niedrigen Ständen. Die niedrigen Zinsen sollen dafür sorgen, dass Unternehmen investieren und Verbraucher konsumieren. Außerdem ist die Arbeitslosenquote in einer Depression sehr hoch. In den Unternehmen herrscht eine sehr negative Einschätzung zur zukünftigen Entwicklung. Die Börsenkurse befinden sich auf sehr niedrigen Ständen. Außerdem kommt es kaum zu Preissteigerungen oder Lohnerhöhungen. Die Erwartungshaltung der gesamten Volkswirtschaft ist negativ. In der Regel versucht der Staat, durch verschiedene Maßnahmen die Wirtschaft wieder in einen Aufschwung zu lenken. Frühindikatoren für einen beginnenden Aufschwung sind in einer Depression langsam steigende Aktienkurse.

Auch das Ende einer Depression kann nicht genau bestimmt werden. Die Übergänge zwischen den einzelnen Konjunkturphasen erfolgen fließend. Die Länge, die ein Konjunkturzyklus hat, kann im Vorfeld nicht bestimmt werden. Sie ist von verschiedenen Faktoren abhängig und variiert in den einzelnen Volkswirtschaften deutlich. Es kann jedoch beobachtet werden, dass sich die Zyklen in den letzten Jahren stark verkürzt haben.